Anna Ledermüller-Sommer – Yogalehrerin und Energetikerin

Bonding  – nicht nur Liebe auf den ersten Blick

Bonding – nicht nur Liebe auf den ersten Blick

„Ein Baby ist ein Geschenk des Himmels:
Es trägt noch das Strahlen der Sonne im Gesicht,
den Glanz der Sterne in den Augen,
und das Schmunzeln des Mondes auf den Lippen.“ (Barbara Schniebel)

Die Geburt ist vorüber. Dein Kind ist endlich da. Es wird dir in die Arme gelegt. Jetzt kann es sein, dass du dieses Leuchten gleich bemerkst und dass dein Kind versuchen wird, dich anzuschauen. Mit Augen, die noch nicht fokussieren können, weil sie noch aus der Ewigkeit herüber schauen, herein in deine Welt. Wenn du in diesem Bewusstsein nur für einen Bruchteil eines Augenblickes in seine Augen schauen kannst,  ist eine tiefe Verbindung hergestellt. Der Geruch deines Kindes, seine unwahrscheinlich zarte Haut, all diese Sinneseindrücke helfen mit. Eine Schwall an Liebe durchflutet euch beide. Alles an Botenstoffen, das in dir dazu beitragen kann, wird bereitgestellt, um dieses Bonding geschehen zu lassen. Die Natur investiert damit ins erfolgreiche Gelingen der Fortpflanzung. Denn dein Kind ist nach der Geburt hinein geboren in sein soziales Umfeld, in dem Liebe und Beziehungen einfach Sicherheit und bessere Überlebenschancen bedeuten.

Das ist der Idealzustand. Das Entstehen einer Liebes-Beziehung in der ersten Stunde des Lebens.

Doch es gibt Geburten, bei denen es aus medizinischen Gründen so nicht möglich sein kann. Und auch bei idealen natürlichen Geburten muss es nicht so ablaufen.

Manches Mal dauert es lange – Wochen und länger, bis du dich in dein Kind verliebt hast. Wie wäre es, wenn ihr euch das ganze erste Lebensjahr dafür Zeit nehmt, euch lieben zu lernen?  Das kann dich als Mama und auch den Papa unglaublich entspannen. Insbesondere, wenn in den ersten Tagen, wo alle meinen, du müsstest überglücklich sein, genau das nicht eintritt.

Dein Baby kann dir als unbekanntes Wesen erscheinen und je weniger du zuvor Gelegenheit hattest, mit Babys umzugehen, umso verständlicher ist das. Wenn das Neugeborene dann auch  noch viel schreit und du das Gefühl hast, ihm nicht helfen zu können, kann es in vieler Hinsicht anstrengend werden. Schlafentzug ist Kräfte raubend und zermürbend. Wenn dann noch die Erwartungshaltung dazu kommt, als gute Mama das Kind von Anfang an verstehen und lieben zu müssen, machst du es dir schwer.

Daher ist es so wichtig, dass du dir Unterstützung holst, vom Partner, den Eltern, Freunden oder Nachbarn. Es kann sein, dass jemand gerade keine Zeit hat, doch prinzipiell helfen alle gerne. Denn allen ist klar, dass die erste Zeit mit einem Neugeborenen eine riesige Lebensumstellung für dich bedeutet und dass diese sensible Zeit so schnell vergeht.

Wenn es dir gerade nicht gut geht, werde dir zuerst bewusst, was du gerade brauchst, was dir am besten hilft. Lass aufkeimenden Kontrollzwang gleich wieder los – in Bezug auf Haushalt, Sauberkeit, Mahlzeiten und auch in Bezug auf dein Kind. Du brauchst keine Supermama zu sein. Dann wende dich an die Person, die dir im Augenblick helfen könnte. Artikuliere klar, was du im Moment brauchst. Sollte die erste Person nicht verfügbar sein, wende dich an die nächste. Nütze dein ganzes soziales Umfeld.

Tu dir selbst Gutes, schlafe, um danach dein Kind wieder entspannter bei dir zu haben. Immer wieder neu könnt ihr euch in Ruhe synchronisieren und auf einander einstimmen. Vertrautheit geschieht. Liebe entwickelt sich. Dafür sorgt das Leben Selbst. Das Band der Liebe zwischen euch knüpft sich immer wieder neu. Es wird es fest und tragfähig für alles, das ihr gemeinsam erleben werdet.

Ein Yogakurs für Schwangere ist eine Luxuszeit für dich und dein Ungeborenes. In aller Ruhe hast du da immer wieder Gelegenheit, dich bewusst mit deinem Kind zu verbinden, mit Atemübungen, Meditationen und Handpositionen aus dem Strömen. All das bereitet deine Beziehung zu deinem schließlich Neugeborenen vor.